Musiktherapie bei Demenz & Aphasie

Musiktherapie mit älteren Menschen ist mir ein großes Herzensanliegen. Hier erlebe ich ganz besonders, welch faszinierende Kraft in der Musik liegt! Viele Menschen, die bereits sehr stark an Demenz erkrankt sind, können sich oft ausgesprochen gut an Lieder aus der Jugend erinnern!

 

Immer wieder überraschen mich Bewohner:innen in Pflegeheimen, die sich sonst sehr passiv verhalten, indem sie mir Phragmente eines Liedtextes zurufen. Gemeinsam finden wir dann heraus, um welches Lied es sich handelt. Wir können dieses Lied wieder hörbar machen und als kleinen "Anker" nutzen, der dabei hilft, wieder Kompetenz, Sicherheit und Freude zu erleben. (Ich habe schon viele Lieder von Bewohner:innen gelernt! Danke dafür!)

 

Diese Erfahrungen tragen zum Erhalt der eigenen Identität bei, helfen Angst und Spannung zu lösen und aktivieren das Gefühl von Lebensfreude.

 

Dass Musiktherapie Unruhezustände und Angst lindern kann, zeigt auch die jüngeren Musiktherapie-Forschung. Musiktherapie wird daher in den Richtlinien des Austrian Institute for Health Technology Assessment (2020) für Menschen mit Demenz empfohlen.

(https://aihta.at/page/musiktherapie-bei-autismus-demenz-depression-schlafstoerung-und-schizophrenie/de)

 

In der Musiktherapie im Einzelsetting spüren wir gemeinsam hin, was für Sie gerade wichtig ist.  Geht es im Moment darum, Angst, Unruhe oder Apathie zu lindern? Braucht es die gezielte Aktivierung von Assoziationen positiv besetzter Erlebnisse aus der Vergangenheit? Soll das ganz persönliche Lieblingslied ertönen, so dass ein gemeinsames Erfreuen an den vorhanden Ressourcen möglich wird? Vielleicht ist es gerade wichtig, Ausdruck und Kommunikation zu erleben? Oder gilt es eine Spannung zum Ausdruck zu bringen - auch und besonders wenn die Sprache fehlt?

 

Sehr gerne sind Angehörige dazu eingeladen, in der Therapiestunde dabei zu sein, wenn sie Zeit und Lust dazu haben! Dabei ist es gar nicht notwendig, sich musikalisch zu beteiligen. Gemeinsam zu erleben, wie sich die Mutter oder der Vater freut, wenn sie/er ein bekanntes Lied hört, kann für die familiäre Beziehung eine Bereicherung sein.

 

Nach einem Schlaganfall sind Menschen oft "schlagartig" von einer Aphasie betroffen. Die Verbalsprache geht teilweise oder ganz verloren. Hier kann Musiktherapie einen anderen Weg des Ausdrucks ermöglichen, jenseits von Sprache. Dies geht auch, wenn einer Person nur noch wenige Bewegungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Eine kleine Bewegung eines Fingers oder der Mundwinkel, selbst der eigene Atemrhythmus kann durch die musikalische Begleitung für den Ausdruck genutzt werden. Das Erleben von Selbstwirksamkeit und Selbstausdruck ist ein menschliches Grundbedürfnis und trägt wesentlich zur Lebensqualität bei.

 

Musikalische Vorkenntnisse sind nicht notwendig!